Wir alle kennen die Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaft derzeit steht: Die Weltbevölkerung wird weiterhin in den nächsten Jahrzehnten steigen. Die Ballungszentren werden dichter besiedelt sein. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln wird weltweit gesehen eine große Herausforderung. Die Preisbildung ebenfalls. Konventionelle Landwirtschaft kombiniert mit Urban Farming hat bereits viele Experten über Nachhaltigkeit und Effizienz grübeln lassen.
Immer mehr Menschen fragen nach gesunden und regional erzeugten Lebensmitteln. Dabei sind neue Konzepte der nachhaltigen Lebensmittelproduktion auf begrenztem städtischen Raum gewünscht. Urban Farming lässt da die Herzen vieler Menschen schnell höherschlagen.
So auch unsere! Die intensive Recherche lässt Ideen gedeihen und Kontakte knüpfen. Sehr gerne sind wir der Einladung von Wolfgang Grüner gefolgt und haben uns auf den Weg nach Oberhausen gemacht. Genauer gesagt zum ALTMARKTgarten – hoch hinauf auf das Dach des neuen Oberhausener Jobcenters.
Hier wurde im September 2019 das ca. 1000 m² große Produktionsgewächshaus, ein Forschungs- und Vorzeigeprojekt des inFARMING-Konzepts eingeweiht. Bei dem Projekt wurde Gebäudeinfrastruktur beispielhaft mit technischen Produktionssystemen für Lebensmittelproduktion verknüpft. Auf das Flachdach des Bürogebäudes wurde eine Stahl- Glas- Konstruktion aufgesetzt. In den Gewächshäusern werden Nutzpflanzen unter kontrollierten und abgewogenen technischen Voraussetzungen mithilfe verschiedener Kultursysteme angebaut. Aus dem darunterliegenden genutzten Bürogebäude sollen Abwärme und Grauwasser dazu verwendet werden die Pflanzen zu versorgen.
Erdbeeren wachsen in Growbags. Jäten entfällt somit größtenteils. Da sich das Substrat im Sack befindet, kann viel weniger Wasser verdunsten. Salatpflanzen stehen auf Tischen, die mit einem Ebbe und Flut System betrieben werden. Kapuzinerkresse wird mit einer speziellen Nährstofflösung versorgt.
ALTMARKTgarten in Oberhausen hat uns beeindruckt. Motiviert und voller Tatendurst, nicht zuletzt durch das inspirierende und fachlich hochwertige Gespräch mit Wolfgang Grüner, überlegen wir, ein eigenes Forschungsprojekt auf dem neu erworbenen Grundstück in Waltrop zu starten. Ist Urban Farming nur ein Traum? Wie steinig ist der Weg? Welche Herausforderungen erwarten uns auf der Zielgeraden?
Städtisch leben und gleichzeitig regionales und saisonales Gemüse aus der eigenen Produktion verarbeiten – das klingt aktuell wie ein Zukunftstraum. Effiziente und ökologische Produktion von Gemüse, Obst und sogar Fisch lässt sich trotz aller möglichen Problemstellungen nicht aus unseren Köpfen verbannen.
Ob die Verbesserung der CO2 Bilanz oder der geringere Wasserverbrauch beim Urban Farming durch ausgeklügelte Bewässerungssysteme, es lassen sich definitiv viele Vorteile finden. Frische ist ein weiteres Argument für das urbane oder auch raumeffiziente Vertical Farming.
Wenn der Salat auf Essgeschirr angerichtet wird, hat er sehr häufig schon mehrere tausend Kilometer zurückgelegt. Unter Einsatz von reichlich Wasser und Pestiziden gedeiht er auf sonnigen Ackerflächen, bevor er sich auf eine mühsam gekühlte Reise begibt. Das ist ziemlich viel Hingabe und Energie für ein Produkt, dessen Eigengeschmack im Grunde eher zurückhaltend ist.